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Mir immer unbegreiflich, daß es jedem fast, der schreiben kann,
möglich ist, im Schmerz den Schmerz zu objektivieren, so daß ich
z. B. im Unglück, vielleicht noch mit dem brennenden Unglücks-
kopf mich setzen und jemandem schriftlich mitteilen kann: Ich bin
unglücklich. Ja, ich kann noch darüber hinausgehn und in ver-
schiedenen Schnörkeln je nach Begabung, die mit dem Unglück
nichts zu tun haben scheint, darüber einfach oder antithetisch
oder mit ganzen Orchestern von Associationen phantasieren. Und
es ist gar nicht Lüge und stillt den Schmerz nicht, ist einfach
gnadenweiser Überschuß der Kräfte in einem Augenblick, in dem
der Schmerz doch sichtbar alle meine Kräfte bis zum Boden
meines Wesens, den er aufkratzt, verbraucht hat. Was für ein
Überschuß ist es also?
19. September 1917 – TB, 834
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