Page 85 - kafkas-kosmos
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                     Gassen herum.» Die gibt es bis heute. Auch viele der Häuser, in denen   Alchimistengasse innerhalb des Burgbezirks. Er hatte es gemeinsam mit
                     er wohnte, stehen noch. Wer sie abläuft, mutet sich einiges zu: vom     der Schwester gemietet, aber nie darin gewohnt, sondern sich dort nur
                     Geburts haus Ecke Karpfengasse / Engegasse über das Haus Wenzelsplatz   jeweils ab dem späten Nachmittag an seinen Schreibtisch zurückgezogen.
                     Nr. 56, die Häuser in der Geistgasse Nr. 27 und in der Niklasstraße     «Schön das Nachhausewandern gegen Mitternacht», notierte er, «über die
                     Nr. 6 sowie das «Sixt-Haus» in der Zeltnergasse Nr. 2 zum «Haus         alte Schlossstiege zur Stadt hinunter.»
                     Minutá» am Altstädter Ring, dann das spätgotische Haus «Zu den drei     Wie also fotografiert man Kafkas Prag? Entlang der Fassaden? In den
                     Königen» wiederum in der Zeltnergasse, zur Moldau, wo am Ufer in        Parks? Man kann seinen Schulweg dokumentieren, bis hin zur Schule,
                     der Niklasstraße, die heute Pariser Straße heißt, das «Haus zum Schiff»   die keine mehr ist, aber die Stufen des Treppenhauses sind dieselben, die
                     stand, aber dem «Hotel Continental» Platz gemacht hat, und weiter       der junge Kafka genommen hat. Und es gibt auch noch das Gebäude der
                     zum «Oppelt-Haus» am Altstädter Ring – dort überall lebte er mit den    Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen, für
                     häufig umziehenden Eltern, jedes Mal ein wenig vornehmer, prachtvoller,   die Kafka gearbeitet hat, wenngleich mittlerweile ein Hotel hinter die
                     luxuriöser. In seiner Lebensgeschichte folgen darauf das Eckhaus        prachtvolle Fassade eingezogen ist. Helmut Schlaiß suchte und fand leere
                     Bilekgasse, in dem er mit einunddreißig Jahren zum ersten Mal eine      Gassen, die Kafka, ein großer Spaziergänger, vermutlich dem Trubel vor-
                     eigene Wohnung bezog, die freilich die seiner Schwester Valli war. Doch   gezogen hat und die man bis heute finden kann, auch wenn das Stadt-
                     des Lärms wegen tauschte er sie nur gut ein halbes Jahr später gegen    zentrum überlaufen ist von Partyvolk und Touristen. Im Karolinum hat er
                     ein Zimmer im «Haus zum Goldenen Hecht» in der Langengasse ein.         studiert, im «Café Louvre» Diskussionszirkel besucht. Na ja, sagt Helmut
                     Ruhiger allerdings war es dort auch nicht. «Über dem Zimmer auf         Schlaiß, zuallererst habe er versucht, die Gegenwart aus seinen Bildern
                     dem Boden schnurrt die Maschinerie des Aufzugs und hallt durch die      herauszuhalten. Also durften keine Autos ins Bild, auch möglichst wenig
                     leeren Bodenräume», klagte Kafka in einem Brief. Die nötige Stille      Plakate an Wänden und Litfaßsäulen, die auf aktuelle Veranstaltungen
                     zum Schreiben fand er deshalb erst in einem kleinen Häuschen in der     hinweisen, und keine modernen Auslagen in Schaufenstern. Und wenn








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